Dass Blei gesundheitsschädlich ist, wissen wir, seit die Römer begannen, Blei zum Transport von Wasser einzusetzen. Trotzdem ist Blei nach wie vor ein Problem für viele Haushalte in ganz Europa – auch in Deutschland. Möchten Sie wissen, ob Ihr Leitungswasser Blei enthält? Und was Sie gegen Bleirückstände im Trinkwasser tun können?
Blei ist ein Schwermetall, das in geringen Mengen in der Erdkruste vorkommt. Es ist verformbar und relativ weich, was es zu einem geeigneten Material für eine Reihe von Anwendungen macht. Im alten Ägypten wurden mit Blei Statuen hergestellt und Gegenstände glasiert. Die Römer benutzten es für den Bau von Wasserleitungen, Abwassersystemen und Aquädukten (ein römisches Bauwerk zum Transport von Wasser). Im Mittelalter wurde es zur Herstellung von Maschinenteilen, Trinkwasserrohren, als Dachverkleidung oder zur Fertigung der Lettern für den Buchdruck verwendet. Der Ursprung des Wortes kann aufgrund seiner jahrtausendelangen Verwendung nicht genau zurückverfolgt werden. Eine Theorie besagt, dass „Blei“ von dem indogermanischen Wort „bhlei“ für „glänzen“ abgeleitet wurde.[1]
Die Toxizität von Bleiverbindungen wurde bereits im ersten Jahrhundert v. Chr. erkannt, als der Architekt Vitruvius als Erster die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Blei entdeckte und feststellte, dass diejenigen, die mit dem Material arbeiteten, häufig erkrankten.[2]
Trotz der Warnungen wurde Blei weiterhin für die Wasserinfrastruktur und viele andere Anwendungen eingesetzt. Heute wird Blei in Kosmetika, Spielzeug, Farben, Benzin, Batterien, Lötmitteln, Munition und Sanitärmaterial verwendet.
Seit den 1930er Jahren werden politische Maßnahmen ergriffen, um Blei und Produkte wie bleihaltige Farben, bleihaltiges Benzin und bleihaltige Wasserleitungen zu verbieten.
Trotzdem sind wir aufgrund menschlicher Aktivitäten immer noch Blei ausgesetzt. Blei wird durch industrielle Quellen (beispielsweise alte Minen) oder durch Flugbenzin in die Luft freigesetzt.[3]
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ist die Ernährung der Hauptgrund für die Bleiexposition des Menschen. Den größten Teil der Belastung ist in Brot (8,5 %), Tee (6,2 %), Kartoffeln und Kartoffelprodukten (4,9 %), fermentierten Milchprodukten (4,2 %), Bier (4,1 %) und Leitungswasser (6,1 %) zu verzeichnen.[4]
Wenn Sie also in einem Haus mit Wasserleitungen aus Blei leben, sind Sie möglicherweise aufgrund Ihres Leitungswassers gefährlichen Bleikonzentrationen ausgesetzt. Dies kann der Fall sein, wenn Ihr Haus vor 1973 gebaut wurde. Darüber hinaus können auch Wasserleitungen in neu gebauten Häusern Schwermetalle ins Wasser abgeben.
Die alten Römer wussten es, und die moderne Wissenschaft hat es bestätigt: Blei ist giftig für den Körper, vor allem für das Gehirn.
Eine dauerhafte Bleiexposition kann zu Anämie, Nierenproblemen, Vitamin-D-Mangel[5], Stoffwechselstörungen und Neurotoxizität führen. Blei wurde auch mit reproduktiven Gesundheitsproblemen wie einer verminderten Spermienqualität und einem erhöhten Risiko von Fehlgeburten in Verbindung gebracht.[6] Außerdem wurde ein Zusammenhang mit niedrigem Geburtsgewicht, verzögertem postnatalem Wachstum sowie Verhaltensproblemen wie Hyperaktivität festgestellt.[7] Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat die Internationale Agentur für Krebsforschung Blei als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft.[8]
Die Exposition gegenüber Blei ist für Kinder besonders gefährlich. Blei reichert sich im Gehirn von Kindern an und hemmt dort die Bildung neuer Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Dies betrifft vor allem den Hippocampus, der für das Gedächtnis und das Lernen eine wesentliche Rolle spielt. Kinder nehmen größere Bleimengen auf als Erwachsene, da sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr trinken und ihr Darm das Blei leichter aufnimmt.
Die Vorschriften zu Blei haben sich im Laufe der Jahre drastisch verändert.
Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass Grenzwertüberschreitungen für Blei im deutschen Trinkwasser nach wie vor aktuell sind. In Deutschland wird Blei hauptsächlich über die Nahrung und das Trinkwasser aufgenommen.[11]
Bleirohre werden in Deutschland zwar seit 1973 nicht mehr verbaut, aber in alten Gebäuden findet man sie noch.[12] Außerdem sind bleihaltige Materialien für Wasserhähne, Rohrverbindungen, Geräte und Pumpen sowie die darin enthaltenen Bauteile weiterhin erlaubt.[13] Eine Kontamination von Stagnationswasser mit Blei ist daher laut einer Studie aus dem Jahr 2021 nicht auszuschließen.[14]
Wissenschaftler haben zwischen 1997 und 2019 insgesamt 16’060 deutsche Trinkwasserproben identifiziert, bei denen Blei gefunden wurde (vgl. Grafik).[15] 8,43 % aller untersuchten Proben wären bei dem geplanten Grenzwert (EU-Trinkwasserrichtlinie 2020) von 5 µg/l zu beanstanden gewesen.
Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, dass in Deutschland nicht bekannt ist, in welchen Haushalten noch bleihaltige Rohre vorhanden sind.[16] Es werden keine systematischen Untersuchungen in den verschiedenen deutschen Kommunen durchgeführt.
Die Studie von Döhla et al. (2021) hat die Trinkwasserproben der Stadt Bonn ausgewertet und festgestellt, dass 18,15 % der untersuchten Proben von 2014 bis 2019 Bleikonzentrationen aufwiesen, die (zum Teil sehr weit) über dem Grenzwert liegen. Würde heute schon der geplante neue Grenzwert von 5 Mikrogramm pro Liter gelten, entsprächen ein Vierter aller untersuchten Proben den Anforderungen nicht. Die Studienautoren halten fest: «Es ist davon auszugehen, dass auch andere Kommunen Deutschlands – mit Ausnahme von Frankfurt am Main und den süddeutschen Bundesländern – mit erhöhten Bleiwerten in Trinkwasser konfrontiert sein könnten».[17]
Eine nichtrepräsentative Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt, dass neben Bonn und Frankfurt am Main vor allem die neuen und die nördlichen Bundesländer mögliche Hotspots sein könnten.[18]
Eine Untersuchung der Umweltprobenbank des Bundes (UPB) der Bleikonzentration im Vollblut der Studierenden aus Münster zeigt, dass die Bleikonzentration von über 70 µg/L (1981) auf Werte unterhalb von 15 µg/L (2008) gesunken ist. In den letzten Jahren verbleibt die Bleiexposition konstant ca. 10 µg/L.[19]
Zunächst gilt es festzustellen, ob Ihre Wasserleitungen aus Blei sind. Es gibt zwei Möglichkeiten, dies zu tun:
Wenn Sie in Ihrer Wohnung Bleirohre finden, sollten Sie diese unbedingt ersetzen. Wenden Sie sich an den Vermieter oder die Wohnungsbaugesellschaft, wenn Sie in einem Mietobjekt wohnen.
Sind in alten Gebäuden Bleileitungen zu finden, sind Vermieter in Deutschland darüber auskunftspflichtig.[20]Zudem sind Hausbesitzer und Wasserwerke zum Austausch von Bleileitungen verpflichtet, wenn der Bleigrenzwert des Trinkwassers nicht eingehalten wird. „Vermieter müssen die Trinkwasserverordnung unbedingt beachten und dürfen bleihaltiges Trinkwasser nicht mehr zur Verfügung stellen“, hält die Rechtsanwältin Beate Heilmann von der Arbeitsgemeinschaft Mietrecht im Deutschen Anwaltverein fest.[21] Das dies noch nicht überall der Fall ist, belegen die oben aufgeführten Studien zu den Trinkwasserproben.
Eine neue Wasserleitung oder ein neuer Wasserhahn kann in den ersten 3 Monaten nach der Installation Blei oder andere Metalle an das Trinkwasser abgeben. Um zu vermeiden, dass das Trinkwasser mit Metallen belastet wird, können Sie folgende Schritte befolgen:
Wenn Sie vermuten oder wissen, dass Sie Bleiwasserleitungen in Ihrem Haus haben, sollten Sie die folgenden Vorsichtsmaßnahmen treffen:
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Zeitstrahl
Richtwerte für Blei im Trinkwasser im Laufe der Jahre
1973 – Der Einbau von Bleirohren als Trinkwasserleitung wird in Deutschland verboten
1978 – Für 400 Mikrogramm pro Liter gelte kein signifikantes Risiko (Zielhuis & Wibowo)
1982 – Die WHO rät, unter 100 Mikrogramm Blei pro Liter zu bleiben
1983 bis 1997 – Die europäische Trinkwasserrichtlinie setzt den Grenzwert auf 50 Mikrogramm Blei pro Liter
1998 – Die europäische Trinkwasserrichtlinie setzt den Grenzwert auf 10 Mikrogramm Blei pro Liter
2013 – Seit Dezember 2013 gilt in Deutschland für Blei im Trinkwasser ein Grenzwert von maximal 10 Mikrogramm Blei pro Liter
2020 – Die neue Trinkwasserrichtlinie legt fest, dass der Grenzwert für den Bleigehalt im Wasser bis 2036 auf 5 Mikrogramm pro Liter gesenkt werden muss
[1] https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie/artikel/blei#
[2] Hodge, Trevor, A. (October 1981). “Vitruvius, Lead Pipes and Lead Poisoning”. American Journal of Archaeology. Archaeological Institute of America.85 (4): 486–491.
[3] https://www.epa.gov/lead/learn-about-lead
[4] https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/1570
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5872682/
[6] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8247405/
[7] Link is missing in the english version
[8] https://publications.iarc.fr/Book-And-Report-Series/Iarc-Monographs-On-The-Identification-Of-Carcinogenic-Hazards-To-Humans/Inorganic-And-Organic-Lead-Compounds-2006
[9] https://edepot.wur.nl/45798
[10] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/PDF/?uri=CELEX:32020L2184
[11] https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/27635/LeadRev.pdf?sequence=1&isAllowed=y
[12] Döhla et al. (2021), Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 2021; 64(4): 501–508.
Published online 2021 Feb 26, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8060204/
[13] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1/dokumente/neufassung_metall-bwgl_zur_voe.pdf
[14] Umweltbundesamt Beurteilung der Trinkwasserqualität hinsichtlich der Parameter Blei, Kupfer und Nickel („Probennahmeempfehlung“). Empfehlung des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit beim Umweltbundesamt. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2019;62:1026–1031. doi: 10.1007/s00103-019-02892-3.
[15] Döhla et al. (2021), Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 2021; 64(4): 501–508.
Published online 2021 Feb 26, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8060204/
[16] Im Auftrag des Umweltbundesamtes, von Gerhard Heinemeyer und Ulricht Bösing für das Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin, «Eintragspfade von Blei in den menschlichen Organismus». https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/eintragspfade_blei_menschlicher_organismus_fkz_3717_62_212_0_abschlussbericht_bf_20191121_final.pdf
[17] Döhla et al. (2021), Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 2021; 64(4): 501–508.
Published online 2021 Feb 26, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8060204/
[18] Stiftung Warentest Bleierne Schwere. Test. 2004;9:68. [Google Scholar]
[19] https://www.umweltprobenbank.de/de/documents/selected_results/12700
[20] https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/trinkwasser#hintergrund
[21] https://anwaltauskunft.de/magazin/wohnen/mieten/bleirohre-im-haus-was-koennen-mieter-dagegen-tun